Carl Friedrich Gauß war einer der bedeutendsten Universalwisssenschaftler vor 200 Jahren auf den Gebieten der Mathematik, der Physik, der Astronomie und der Geodäsie, der Vermessung der Erde im Großen und im Kleinen. In dieser Disziplin hat Gauß im Jahre 1825 auch direkten Kontakt mit der Insel Langeoog gehabt. Im Zuge seiner berühmten Triangulation und Vermessung des Königreiches Hannover bestimmte er auch exakt die Größe der Erde. Dabei erlangte ein Punkt, ein Trigonometrischer Punkt (TP) am Wasserturm von Langeoog, zentrale und dauerhaft Bedeutung.
Um 1800 gab es viele Veränderungen. Diese umfassten sowohl das Denken der Gesellschaft (Gedanken der Aufklärung, die Französische Revolution, etc.), als auch territoriale Veränderungen durch die napoleonischen Kriege, die Einnahme Norddeutschlands westlich der Elbe durch Frankreich und schlussendlich den Wiener Kongress, wodurch Europa neu sortiert wurde. So entstand 1814 das Königreich Hannover, wozu auch das Fürstentum Ostfriesland gehörte. Die neuen Freiheiten in Bezug auf die Wissenschaft brachten den in Göttingen studiert habenden Mathematiker und Professor Carl Friedrich Gauß (1777-1855) u.a. wieder zurück in seine Heimat. Hier bedurfte es, nach den territorialen Veränderungen, einer genauen kartographischen Erfassung. 1821 übernahm Carl Friedrich Gauß die Messarbeiten des Königreichs Hannover, wobei ihm ein bereits existierendes Vermessungsnetz aus Dreiecken half, welches von den Franzosen geschaffen worden war. Von 1821 bis 1825 vermaß Gauß persönlich das Gelände mittels Triangulation. Sein immenses Wissen über Mathematik, Geometrie und Rechentechnik, sowie seine Bereitschaft selber anzupacken, trugen dazu bei, dass das Königreich Hannover erstmals großflächig und genau vermessen werden konnten. Für die Triangulation arbeitete Gauß mit exponierten Punkten, auf Bergkuppen oder Kirchtürmen oder Leuchttürmen. Der essentielle Nutzen der Triangulation war, dass nur eine Seite der Dreiecke bekannt sein musste und man folgend per Winkelmessung die restlichen Strecken exakt berechnen konnte. Um die Genauigkeit zu steigern wendete Gauß seine damals vor 30 Jahren entwickelte „Methode der kleinsten Quadrate“ an, welche bis heute im Einsatz ist. Durch mehrere Gradmessungen entlang von Meridianen der Erde, verfolgte Gauß zusätzlich Berechnungen des Erdradius in Mitteleuropa. Carl Friedrich Gauß setzte hiermit einen Maßstab für die Landesvermessung weltweit, welches bis ca. 1960, bis zur Erfindung der elektronischen Streckenvermessung über viele Kilometer, unübertroffen blieb.
Unser Wahrzeichen, der Wasserturm, diente als einer der ausschlaggebenden Trigonometrischer Punkte in Ostfriesland, die zur Berechnung der Landesfläche des Fürstentums dienten. Am letzten Sonntag, 18. Juli 2021, hatten wir, zu Ehren des 200-jährigen Jubiläums, die Freude unseren Wasserturm als einen solchen Punkt weihen zu lassen und eine Bronze Platte vor dem Turm einzulassen, um der revolutionierenden Wissenschaft von 1821 zu gedenken.